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Uranmunition im Raum Jüterbog?

Januar 2001 Leserbrief an die MAZ

Bei der Berichterstattung zum Kosovokrieg sickerten immer mehr Nachrichten durch, daß von Seiten der Nato uranhaltige Munition eingesetzt worden ist. Das veranlaßte einen Leserbrief, der in ähnlicher Form auf der Jüterbog Lokalseite der MAZ wiedergeben worden ist:

Heidehof uranverseucht?

Seit einigen Tagen ist die von der Nato im Krieg gegen Serbien verschossene Uran-Munition ein Thema in den Nachrichten. Es heißt, daß nun auch ein deutscher Soldat deshalb an Blutkrebs erkrankt ist. Wir haben die selbe Situation wie nach dem Krieg gegen den Irak. Erst als US-amerikanische Soldaten an dem sogenannten Golfkriegssyndrom erkrankten, wurden die Folgen der Uran-Munition thematisiert. Schon 1996 schrieb S.-H. Günther unter dem Titel "Uran-Geschosse: Schwergeschädigte Soldaten, missgebildete Neugeborene, sterbende Kinder" eine Dokumentation über den Einsatz von solcher Spezialmunition  im Irak. Damals wie heute wird allein über die geschädigten eigenen Soldaten mitleidsvoll gesprochen, wie es der Gegenseite, vor allem der betroffenen Zivilbevölkerung geht, darüber findet sind in der Regel kein Wort in dem Medien.

Worum handelt es sich bei dieser Munition eigentlich? Nachdem die Mehrschichtenpanzerung die klassische Hohlladungsgranate  zum Bekämpfen von Panzern unwirksam machte, sann die Rüstungsindustrie der Weltmächte nach neuen Methoden. Das Mittel der Wahl war ein Geschoß mit besonders gehärtetem Kern, der mit hoher Geschwindigkeit auf das Ziel trifft und so auch keramische Zwischenschichten von gepanzerten Fahrzeugen durchschlägt. Um dem Projektil eine maximale Masse auf kleinsten Raum zu verleihen, sind dem Stahl Zuschlagstoffe mit hoher Atomwertzahl beigegeben. Uran bietet sich dabei besonders an, es ist sehr schwer und weist zugleich große Härte auf. Es geht also nicht um die Strahlung des Materials, sie ist lediglich ein Nebeneffekt, der mit in Kauf genommen wird. Trifft ein derartiges Projektil auf ein gepanzertes Ziel, so verstauben Teile des Materials, wobei nicht nur die strahlende Komponente des Urans schädlich wirkt, sondern das Schwermetall schon an sich hochgiftig ist.

Die US-amerikanische Kernindustrie gibt ihre Atomabfälle kostenlos an das Militär ab. Auch das ist eine Art der "Entsorgung". Die Nato-Staaten verschießen vorsorglich diese Munition nicht auf ihren Truppenübungsplätzen. Ein Testschießen erfolgt nach Insiderinformation nur auf hoher See. Doch gegen Feinde bestehen keine Beschränkungen. Im I. Zusatzprotokoll von 1990 zu den Genfer Abkommen heißt es im Artikel 35: "Es ist verboten, Waffen, Geschosse und Material sowie Methoden der Kriegsführung zu verwenden, die geeignet sind, überflüssige Verletzungen oder unnötige Leiden zu verursachen. Es ist verboten, Methoden und Mittel der Kriegführung zu verwenden, die... ausgedehnte, langanhaltende und schwere Schäden der natürlichen Umwelt verursachen." Die USA haben dieses Zusatzprotokoll nicht unterzeichnet.

Was hat das alles mit Jüterbog zu tun? Auch die Sowjetarmee verfügte seit den 70er Jahren über DU-Munition, also uranlegierte Hartkerngeschosse (Die Militärs kreierten dafür den Begriff vom "abgereicherten" Uran, was die Presse wegen der beschönigenden Form gern übernahm.). Es gibt Vermutungen, daß mit solchen Waffen auch auf den Jüterboger Truppenübungsplätzen (TÜP) hantiert worden ist. Einmal finden sich in großer Zahl sogenannte Panzerpfeile auf den TÜP Jüterbog und Heidehof. Dabei handelt es sich um unterkalibrige flossenstabilisierte Hartkerngeschosse (Nato-Begriff : APFSDS), die mittels Treibspiegel auf eine Geschwindigkeit von rund1800 Metern pro Sekunde gebracht werden. Den Laien ist nicht ersichtlich, um welche Legierung es sich bei dem jeweiligen Fundstück handelt. Des weiteren ist auf dem Luft-Boden-Schießplatz "Bombodrom" östlich des Golm von Flugzeugbordwaffen mit kleinkalibriger panzerbrechender Munition auf Hartziele gefeuert worden. Auch unter diesen Geschossen kann DU-Munition vermutet werden.

Es ist nun von seltsamen Leukämiefällen in unserem Raum die Rede. So wurde berichtet, daß zwei Männer, deren Freizeitbeschäftigung in den 90er Jahren darin bestand, die Bunkeranlagen auf dem TÜP Jüterbog zu inspizieren, im gleichen Jahr Leukämie bekamen. Beide sind schließlich rund ein Jahr später in Abstand einer Woche daran gestorben. Das scheint mehr als Zufall zu sein. Als unlängst niederländische Soldaten im Kreisgebiet ein militärische Übung abhielten, erklärte ein Offizier dem Verfasser, die ehemaligen  russischen Gebiete würden sie nicht betreten, die radioaktive Gefahr wäre zu groß...

Wo sind eigentlich die Ergebnisse der großangelegten Untersuchung der TÜP? Spektakulär wurden Sonden an Hubschrauber gehängt u. dgl. mehr.  Es wäre angebracht, Forstarbeiter, ehemalige ABM-Kräfte und andere, die sich längere Zeit auf den Plätzen aufhielten gezielt zu untersuchen. Auf jedem Fall sollte die Einteilung der  Sicherheitszonen, insbesondere die rot markierte, dringend beachtet werden.

Auf die Veröffentlichung von den tödlichen Leukämiefällen in o. g. Leserbrief meldete sich beim Verfasser ein Elternpaar aus einem nahegelegenen Dorf und erzählte, daß auch ihr Sohn an solch einer ungewöhnlich schnell tödlichen verlaufenden Leukämie verstorben ist. Er war Forstarbeiter und arbeitete im Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes Jüterbog.